• Gesellschaft & Demokratie
  • September 2019

Die andere deutsche Teilung – unsere Grundlagestudie

Zustand und Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft

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Wo stehen wir als Gesellschaft und wo bewegen wir uns hin? Das wollten wir mit einem neuen Forschungsansatz herausfinden und haben 2019 über 4.000 Menschen befragt. Mit dieser Studie konnten wir die Grundlage für unsere Arbeit legen und eine andere Perspektive auf die deutsche Gesellschaft bieten.

Alt gegen Jung, Ost gegen West oder Stadt gegen Land: Traditionelle Untersuchungen unserer Gesellschaft unterscheiden die Menschen häufig anhand sozioökonomischer, demografischer oder (partei)politischer Kategorien.

Wir fanden, dass diese im Laufe der Jahre – vor allem seit 2015 – an Erklärungskraft verloren haben. So sagt das Einkommen noch nichts über Bedrohungsgefühle aus und auch die Parteipräferenz hilft nicht immer zu verstehen, welche Einstellungen die Menschen zur Demokratie haben.

Die sechs gesellschaftlichen Segmente

Daher haben wir 2019 einen neuen Forschungsansatz angewandt, um zu verstehen, was uns trennt und was uns eint. Er führt Instrumente der Politikwissenschaft mit Ansätzen der Sozialpsychologie zusammen.

Mit diesem Ansatz konnten wir sechs Typen in der deutschen Gesellschaft identifizieren, die unterschiedliche Wertefundamente und Moralvorstellungen haben und sehr unterschiedlich auf Gesellschaft schauen. Benannt haben wir sie nach ihrem Verhältnis zur Gesellschaft:

  • Die Offenen: Menschen, denen Selbstentfaltung, Weltoffenheit und kritisches Denken wichtig ist
  • Die Involvierten: Menschen mit Bürgersinn, die gesellschaftliches Miteinander schätzen und bereit sind gesellschaftliche Errungenschaften zu verteidigen
  • Die Etablierten: Menschen, denen Verlässlichkeit und gesellschaftlicher Frieden wichtig ist und die am zufriedensten mit dem Status Quo sind
  • Die Pragmatischen: Menschen, denen Erfolg und privates Fortkommen wichtig ist, die sich weniger für Politik interessieren und ihren Mitmenschen nicht blind vertrauen
  • Die Enttäuschten: Menschen, denen das Gefühl von Gemeinschaft verloren gegangen ist und die sich Wertschätzung und Gerechtigkeit wünschen
  • Die Wütenden: Menschen, die Kontrolle und nationale Ordnung schätzen, wütend aufs System sind und Menschen generell eher misstrauen

Mehr zu den Typen erfahren

Gesellschaftsquiz: Welcher Typ bist du?

Das Quiz basiert auf unserer Forschung zu den sechs gesellschaftlichen Typen.

Jetzt herausfinden

Und siehe da: Die sechs Typen sind in der Tat oft aussagekräftiger als demografische oder politische Indikatoren anhand derer gesellschaftliche Fragen üblicherweise diskutiert werden:

Unsere Segmentierung zeigt auch: Der Blick auf die Grundüberzeugungen der Menschen und ihren subjektiven Blick auf Gesellschaft offenbart, dass viele der Trennlinien, die das Land vermeintlich durchschneiden, von erstaunlich geringem Bestand sind. So ist Deutschland, was die Wertefundamente der Menschen angeht, zum Beispiel nicht in einem Ost-West-Konflikt gefangen.

Die gesellschaftliche Dreiteilung

Stattdessen legt unsere Forschung eine andere, für das Gelingen von Zusammenhalt in Deutschland wesentlich relevantere Teilung der deutschen Gesellschaft offen. Wir erkennen nämlich, dass es in der deutschen Gesellschaft insgesamt drei funktionale „Rollen“ gibt, die von jeweils zwei der Typen eingenommen werden:

  • Die gesellschaftlichen Stabilisatoren, bestehend aus den Etablierten und den Involvierten (insgesamt 34 Prozent)
  • Die gesellschaftlichen Pole, bestehend aus den Offenen und den Wütenden (insgesamt 35 Prozent)
  • Das unsichtbare Drittel, besteht aus den Enttäuschten und den Pragmatischen (insgesamt 30 Prozent)

Mehr zur Dreiteilung der Gesellschaft erfahren

Was wir anhand dieser neuen Einteilung der deutschen Gesellschaft über die Menschen in unserem Land herausfinden konnten, könnt ihr hier nachlesen:

Executive Summary (Deutsch)

Executive Summary (Enlisch)

Forschungsmethodik

Gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Kantar Public (ehemals TNS Infratest) haben wir im Jahr 2019 über 4.000 Menschen in Deutschland mittels quantitativer und qualitativer Methoden befragt und sie anschließend auf Basis ihrer subjektiven Verortung in der Gesellschaft, ihrer Perspektive auf das Land und folgender stabiler Grundüberzeugungen gruppiert:

  • Tiefliegende Moralvorstellungen (Moral Foundations)
  • Autoritäre Tendenzen
  • Wahrnehmung von Bedrohung
  • Persönliche Handlungsmacht und Verantwortung
  • Gruppenbezogene Identitätsmerkmale

Kern dieser statistisch durchgeführten Segmentierung waren somit ausschließlich Fragen zu Grundwerten und -einstellungen, es sind keine demografischen Indikatoren oder Fragen zu aktuellen politischen Debatten in die Segmentierung eingeflossen.

Autorinnen und Autoren

Laura-Kristine Krause
Jérémie Gagné

Presse

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Briefings und Vorträge

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